The Book Of Daniel
Songs For The Locust King
Text: Daniel Gerhardt
Wer ein schlechtes Gewissen hat weil der letzte Kirchenbesuch schon mehrere Weihnachtsfeste zurückliegt, kann einiges tun, um den Karmahaushalt wieder in Ordnung zu bringen: der schwere Gang zum Beichtstuhl, die Spende für wohltätige Zwecke oder – und das empfehlen wir allen fußlahmen Lesern mit schmalem Portemonnaie – “Songs For The Locust King” von The Book Of Daniel hören. Mindestens so salbungsvoll wie eine handelsübliche Messe ist diese Platte, sakral wie die prunkvollste Kirche und ähnlich anstrengend wie das lästige Hinknien kurz vor der Essensausgabe. Man hört das nämlich in jeder Note, die Schufterei und Hingabe, mit denen Gustafsson, ein Ex-Eishockeytorwart aus Schweden, sein Debütalbum aufgenommen hat. Schon in den ersten vier Songs steckt das komplette Gefühlsspektrum dieses Mannes. Erst begeht er mit schwerer Stimme sein “Early Morning Prayer”. Dann hetzt er bei voller Leidenschaft durch die unheilvollen Verse von “The Camels Parade”, täuscht mit dem unwahrscheinlichen Kneipenschunkler “Dead Ringer Dead Ringer” kurz Leichtigkeit an und lässt schließlich den Neunminuten-Crooner “Busy Bee” von seinem allgegenwärtigen Saxofon zerlegen. “Songs For The Locust King” kann danach schon mal aus der Puste kommen, etwas zu viel verlangen von seinem üppigen Instrumentenfuhrpark. In seinen starken Momenten aber steckt Gustafsson jeden noch so eindringlichen Priester in die Tasche. Weißgott.