“Traineater” ist das Musik gewordene Märchen vom Dornröschen. Das New Yorker Avantgarde-Core-Kollektiv macht es einem wirklich nicht leicht, zwischen Dornen aus kaputtem Doompunk und zahlreichen Spoken-Word-Interludien die Röschen zu entdecken. Aber es gibt sie, und sie riechen ganz wunderbar. Die (un-)bekannte Schöne hinter den betroffenen Songs (“Where’d Mom Go?”), “Traineater” und “Salina”) ist Carla Kihlstedt. Sie singt sonst bei Tin Hat den Jazz, bewegt sich stimmlich zwischen Björk und Fiona Apple und spielt manchmal auf der Violine. Wann immer Dornröschen in seinem verwachsenen Schloss umherwandelt, wirkt sie genauso so traurig, wie man es der echten Märchenfigur unterstellte. Bevor man nun auch die Stadt New York in das romantische Gleichnis einreiht: Weite Teile von “Traineater” sind unter musikalischen Gesichtspunkten unhörbar, durch zu viele Textbeiträge peinlich überkandidelt, ein Fall für die Skip-Taste. In wenigen spannenden Momenten trägt das Studioprojekt der Tatsache Rechnung, dass die beschäftigten Menschen sich zuvor u.a. bei Tin Hat, Pere Ubu, Frank Black und They Might Be Giants erfolgreich verdingt haben. Wer seltsam Leierndes bei Tom Waits und Primus schätzt, wird sicher auch hiermit warm. Mit allen anderen hoffe ich auf ein Soloding von Dornröschen und ihrer Geige.
weitere Platten
Garden Of Fainting Stars
VÖ: 09.09.2011