Obwohl “Off The Charts” erst die zweite Veröffentlichung der Briefs ist, haben sie bereits durchschaut, dass Punk heutzutage zu einer fragwürdigen Etikette im Kragen des H&M-Shirts mutiert ist. Deshalb orientieren sich die Mannen aus Seattle an Zeiten, als die drei Akkorde noch zum Elternschock und Bürgerschreck taugten. Das bedeutet einen Kurztrip in der Zeitmaschine, bloße 20 Jahre reichen aus, um beim Sound der Buzzcocks oder The Damned zu landen. Letztere kennen The Briefs von einer gemeinsamen US-Tour – sicherlich ein stimmiges Package. Manchmal wird aber auch so entwaffnend, lausbubenhaft und knatschig-süß gepop-punkt (“Tear It In Two”), dass sich die Segelohren eines Damon Albarn bedrohlich über dem mitsummenden Hörer ausbreiten. Der beste Song des Albums “(Looking Through) Gary Glitter’s Eyes” beweist dreierlei: Gute Musik braucht keinen aufgeblasenen Breitwandsound, spontane Spielfreude wird immer über alberne Accessoires siegen und die Briefs haben eine gehörige Portion Humor im verschwitzten Leib. Ohne Abstriche gilt ein weiteres Mal der Titel des Briefs-Debüts “Hit After Hit”, denn genau daraus besteht eine der besten Frühlingsscheiben des Jahres.
weitere Platten
Steal Yer Heart
VÖ: 25.11.2005
Sex Objects
VÖ: 28.06.2004