Green Day haben dieses Jahr dem US-amerikanischen Politwesen den Konzept-Mittelfinger gezeigt und
werden dessen ungeachtet in Telefonwarteschlangen gespielt. Babyshambles machen Halt auf der
Nonstop-Sightseeing-Tour durch die Betty-Ford-Kliniken. Randy gehen wieder zur Punk-Rock-High. Kurz
bevor jedoch das Kapitel Punkrock für das Jahr 2005 ad acta gelegt wird, schicken die Briefs aus
Seattle ihr viertes Album ins Rennen. “Steal Yer Heart” macht den Namen zum Programm, wirkt wie eine
spontane Organtransplantation ohne Betäubung. “Genital General” eröffnet mit dem Duracell
betriebenen Zitteraal in der Tasche, den man 30 Minuten nicht mehr los werden soll. Die Jungs, die
sich beim letzten Album geschmackssicher zu “Sex Objects” ernannten, skandieren nicht zwingend
profunde, systemkritischen Weisheiten – da ist über weite Strecken der Humor à la Circle Jerks in
Sicht. Die Hörproben dazu stellen “My Girl Wants To Be A Zombie” und “Forty And Above”. Verpackt mit
dem musikalisch Besten aus zwei Ländern: USA meets England. Die geniale Selbstbedienung in der
Ahnengalerie zwischen Buzzcocks und Descendents. Diesmal aber einen Tacken vielfältiger: Der
minimalistische Knusperkeks für zwischendurch wurde um die Stilrichtung “etwas langsamer” ergänzt
(“Can’t Get Through”) und mit einer transparenteren Produktion versehen. Der neue Sound ist
vielleicht auch durch den Wechsels im Line-up bedingt. Lance Romance wurde durch Steve Kicks von den
New Town Animals ersetzt. Aber der Mann macht gleich mit beim Siegeszug durch den Hörgang. Ein
Triumphmarsch für die Briefs, ein Glücksfall für den Hörer.
weitere Platten
Sex Objects
VÖ: 28.06.2004
Off The Charts
VÖ: 22.07.2003