Schon komisch, dass es heute so etwas wie musikalische Schnittmengen gibt zwischen den
Schnauzbart-Bikern in speckigen Jeanskutten und den Indie-Stylern, zwei Gruppen, die sich fremder nicht sein könnten. Während Wolfmother eher Letztere ansprechen und die ältere Generation ihre Helden von früher bevorzugt, müssten sich auf The Casanovas wirklich alle einigen können. Die sind nur zu dritt und treten dennoch tight und selbstsicher auf wie die verlorenen Vierlings-Brüder von Chuck Norris. Die Australier schaffen auf ihrem zweiten Album “All Night Long” tatsächlich das Kunststück, tausendmal durchgekaute Riffs so auszuspucken, dass sie trotzdem noch appetitlich sind. Led Zeppelin, Free, Kiss, Deep Purple, AC/DC, Status Quo, The Rolling Stones – alle sind im Geiste mit dabei. Fertig ist die Retro-Sause mit unbekannten Gassenhauern. Zwischen Dampframmen wie “Heartbreaker”, Luftgitarren-Entfesslern wie “Born To Run” und Standards wie dem Titelsong finden sich Überraschungseffekte wie das Bläserensemble in “Shame On You”. Dank des ultimativen Drucks sieht man auch gerne über manches Mittelmaß hinweg. Wenn es nicht noch bessere Bands von vorvorgestern und heute gäbe, wären The Casanovas eine kleine Sensation von morgen.