The Chapman Family
Burn Your Town
Text: Markus Hockenbrink
Die Mitglieder der Chapman Family beschweren sich gerne darüber, dass sie es in England nur noch mit Zombies zu tun haben, die alle gleich klingen und sich längst von wahrer Inspiration verabschiedet haben. Als Gegengift empfehlen sie natürlich die eigene Hausmarke, die schon deshalb als ehrlicher zu erkennen sei, weil sie ein paar Schattierungen düsterer daherkommt als bei der Konkurrenz. Abgesehen davon ist der Werdegang erstaunlich ähnlich: Heimat in der Provinz, Frust im Alltag, Beatles überschätzt. The Chapman Family veröffentlichen fünf Singles in drei Jahren (die beste davon heißt “All Fall” und ist auch das Highlight auf dieser Platte), touren unter dem NME-Banner und lassen sich Zeit mit dem Debütalbum. Das kommt nun als Zwitter daher und verbindet die geläufigsten Rebellenposen von Punk, Rock und Kellergehocke mit der unsensiblen Hochglanzproduktion eines Auftragsgeschäfts. Die Geheimwaffe der Band ist wohl die Stimme von Sänger Kingsley, ein schöner Bariton, der zeitweise an Joe Strummer erinnert und in strategisch günstigen Momenten auch mal mit dem Brüllen anfängt. Diese Momente sind genau so über das Album verstreut, dass man der Band die zusammengekniffenen Augenbrauen und ihre brandstifterischen Absichten möglichst abnimmt, während man sich gleichzeitig an der wohlig-warmen Hoffnungslosigkeit früher Cure-Alben erfreuen kann. In dieser Form ist die Chapman Family aber vor allem ein geschickter Vertreter für Stimmungsmusik, die durchgängig auf Effekt getrimmt ist.