The Charcoal Sunset
The Charcoal Sunset
Text: Matthias Möde
Was als Demo (des Monats in visions 198) noch kompakt, greifbar und viel versprechend klang, verliert sich in den mehr als 50 Minuten Spielzeit des Debütalbums leider zu oft in Belanglosigkeiten. Dabei deutet der Titel der Platte, die im gleichen Studio und mit dem gleichen Produzenten wie das Demo aufgenommen wurde, eigentlich das Gegenteil an, soll für sich stehen – doch wofür genau? Klar, für Folk-, Americana- und Singer/Songwriter-Rock, doch in diesen ruhigen Gewässern schippern The Charcoal Sunset manchmal ziellos umher – und das platt- und breitgetretene Wort Indie haben wir noch nicht mal in den Mund genommen. Große Wellen schlagen weder ihre Melodien, noch der Gesang. Es gibt einfach wesentlich prägnantere, ergreifendere oder fesselndere Stimmen und Melodien in diesem Bereich. “Phantoms” ist das beste oder eben schlechteste Beispiel – der Song trabt vor sich hin und am Ende viel zu lange aus, wenn man nicht schon auf die Skiptaste gedrückt hat. Dabei hat die Stimme von Juri Member sogar etwas charakteristisch Kratziges, aber im Zusammenspiel mit der Musik eben nicht die Tiefe von Tom Waits, die Schönheit von Conor Oberst oder die Traurigkeit von Robin Proper Sheppard. Die elf Songs ihres Debüts könnten einen Abend mit Stockbrot und Lagerfeuer verfeinern, aber kein Feuer entfachen. Allein in ihrer Heimatstadt – natürlich: Berlin – dürften sich zahlreiche Bands finden, die ähnlich guten, aber nicht herausstechenden Folkrock spielen, der im Hintegrund unterzugehen droht oder dessen Schöpfer als ewige Vorgruppe altern, die die oben und unten genannten Genre-Größen supportet.