Dass die acht Tracks des neuen Albums viel Zeit mitbringen, um endlose Räume zu schaffen, zeigt sich vom ersten Geräusch an: Gleich der Opener Snow braucht mehrere Minuten, bis er sich zu einem rhythmusfreien Sonnenaufgangs-Tune aus binären Morsecodes und vielstimmigen Mickey-Mouse-Chorälen hochschraubt. Und bevor überhaupt die erste Bassdrum einsetzt, sind sieben der insgesamt 52 Minuten Konzeptwerk vergangen. Jenes Konzept besagte für Rowlands und Simons, die Energie und Dynamik ihrer Liveshows auf ein Studioalbum zu übertragen. Was gelingt, denn diese elektromusikalische Abfahrt ohne jede Pause spielt ebenso behände und vielseitig mit Sounds, Stilen und Stimmen, mit Geräuschen, Gefühlen und Geschmäckern wie ihre fulminanten Konzerte. Das Postulat der radikalen Dynamikwechsel wird zur Perfektion getrieben: Hier der introvertierte Lufthol-Moment aus wabernden Keyboards und Raumschiff-Sounds, dort der ganz große Rave-Zinnober, dessen Klang-Vielschichtigkeit selbst den nüchternsten Zuhörer in den Wahnsinn treibt. Ein Auf und Ab aus klanglicher Brillanz, verschickenden Melodien und peitschenden Beat-Patterns, das zwar wenig Neues zeigt, aber das Bekannte in einer Intensität präsentiert, wie man sie bisher nur in einzelnen Tracks kannte. Hier gelingt der Ritt auf dem silbernen Electro-Surfer vom ersten bis zum letzten Ton – schon ohne die dazu gehörenden Visuals. Mit ihnen dürfte dieses postmoderne Psychedelic-Monster sicher noch überwältigender ausfallen.
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