Dieses subtile Ansägen unserer Nervenstränge über rasiermesserscharfe Soundzähne mit Widerhaken hatten sie ja schon häufiger im Angebot. Da schengelt, ächzt und quietscht der Effektturm, quält sich mit der stoischen Brutalität eines Korkenziehers in deine Gehörgänge. Wer diese Seite schon immer an Chemical Brothers schätzte, wem die letzten beiden Alben inhaltlich und strukturell womöglich zu minimalisiert und auf Electro reduziert waren, dürfte mit “We Are The Night” herrlich glücklich werden. Denn das hier tut fast durchgehend weh, bzw.: Immer ist da mindestens ein Sound unter Dutzenden, der sich auf sehr unangenehme Weise dem Trommelfell nähert. In dieser durchgängigen Konsequenz ebenfalls neu: die technoide Stampfigkeit der Beats, die einem “Hey Girl, Hey Boy” fraglos zur Ehre gereichen. Ergänzt wird das Ganze durch eine zwar schon immer vorhandene, aber ebenfalls selten so offensiv vorgebrachte Lust an psychedelischen Klangentwürfen, Robostimmen und fast krautrockigen Abfahrten. Eindeutig, hier ist der Name Programm. Kein Chemical-Brothers-Album bisher war so sehr eine Nacht- und Club-Veranstaltung, und auch sie selber entwarfen sie unter Ausschluss des Tageslichts in einem Londoner Bunker. Man muss derbe, auf Funktionalität reduzierte Clubmusik schon mögen, will man das lieben. Tut man’s indes, hat man sicher sehr viel Freude daran, erst recht live. Da werden die Nummern unanständig rocken.
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