Harald Schmidt hat einmal definiert, dass “Kult-Fernsehen” vor allem ein Programm ist, das zwar nur wenige, dafür aber sehr treue Zuschauer erreicht. Ergo sind The Church eine Kultband. Klar, man kennt den Namen. Einige erinnern sich vielleicht noch den Wave-Kuschelrocker “Under The Milky Way” vom 88er-Album “Starfish”, aber das war es dann auch. Alle anderen geschätzten 200 Church-Songs sind eher eine Sache für die wahren Experten, die den Australiern längst eine penibel sortierte Extra-Ecke in ihrer Plattensammlung gewidmet haben. Keine Überraschung, dass auch das neue, 13. Church-Album am Status Quo nichts ändern wird. “Forget Yourself” hat alle Zutaten, an denen sich die Fans nicht satt hören können, die aber außerhalb des Church-Kosmos kein musikalisches Magenknurren erzeugen werden. Eher verzweifelt als hoffungsfroh bietet das Label die Platte allen Gitarren-Romanciers in Coldplay- oder Travis-T-Shirts an. Aber, hey, diese Herren gehen auf die 50 zu. Sie werden im Leben nicht mehr mit Hollywood-Beauties anbandeln, Fotografen verkloppen oder Anti-Kriegs-Parolen ausrufen. Das hier sind The Church, die Kultband. Die Qualitätsunterschiede zwischen den Platten sind längst marginal. Stets finden sich Schönheiten – dieses Mal vor allem das bezaubernde “Maya” oder der elegante Opener “Sealine”. Aber The Church, das heißt auf Albumlänge zumeist gepflegte Langeweile. Wer’s mag, wird selig. Dem Rest dürfte es egal sein.
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After Everything Now This
VÖ: 01.01.1900