Wirklich emotionale Rockalben gibt es nicht viele. Wahrscheinlich auch deshalb, weil der schmale Grat zwischen wahrer Gefühlsverarbeitung und Heulsusenlyrik so schmal ist.
Ich gebe es zu, ich bin kein Radiohead-Fan. Schon deshalb liegt dieses Album auch auf dem völlig falschen Schreibtisch. Vielleicht aber doch nicht. Auch, wenn mich die Finnen thematisch mit ihrer wehmütigen Lyrik ohne jeden Ansatz von Hoffnung nicht ansatzweise berühren, kann ich nicht umhin, ihnen in songwriterischer Hinsicht eine gewisse Klasse und Leichtfüßigkeit zuzugestehen. In perfekter Indierock-Manier zaubern sie wunderbare Melodiebögen, kontern mit leisen Bläsern und einem Sänger, der diese weinerliche Sentimentalität perfekt intoniert. Im Ganzen ist Comfort Deluxe allerdings in etwa so angenehm, wie eine Vogelfeder, die mindestens eine Stunde immer wieder dieselbe Stelle auf einem nackten Körper kitzelt. Irgendwann tuts weh. Vielleicht liegt es aber auch an der Jahreszeit. Wenn die Natur mit einem solchen Knall explodiert, wie in den letzten Wochen und sich alle Bäume dieser Welt kurzfristig überlegt haben, auf einmal zu blühen, die Sonne bis in die Zehenspitzen wärmt und dir jeder Mensch mit einem zufriedenen Lächeln entgegentaumelt, ist einfach kein Platz für solche Herbstmusik. Da möchte man einfach was anderes hören als: Freezing world, this steeling scenery….