Überraschungen sind das Maggi in der Suppe. Überraschen kann man jemanden allerdings erst, wenn derjenige mit nicht damit rechnet. Oder wenn man irgendetwas so macht, wie man es zuvor noch nie gemacht hat. Auf The Datsuns trifft beides zu. Dass es sie noch gibt und sie sich nicht in der Vergessenheit aufgelöst haben, ist fast ein Wunder. Und dass sie einiges anders machen, als sies früher gemacht hätten, das belegt “Smoke & Mirrors”. Die Fanfaren zum Debüt dröhnten im Ohr. Der NME blies die vier RocknRoller aus Neuseeland auf Überlebensgröße auf. Darüber konnte man fast vergessen, dass The Datsuns bloß vier junge Jungs sind, die ein gutes, zitatfreudiges Album aufgenommen haben, weil sie sonst nichts zu tun hatten. Das Echo war dementsprechend laut, der Schall schneller als gesund. Für “Outta Sight/Outta Mind” – Bravo, was für eine self-fulfilling prophecy! – zogen sie sich auf einen englischen Landsitz zurück, um mit Idol und Ex-Led Zeppelin-Bassist John Paul Jones einen Nachfolger einzuspielen, der gefälligst Erwartungen erfüllt. Bedauerlicherweise krankte das Album an etwas, dass das Wort solide auf den Punkt bringt. Die Riffs kannte man schon, das Hitpotential von Debüt-Songs wie “MF From Hell” oder “Harmonic Generator” wurde nicht erreicht. Dann wurde es still. Der Erfolg von Jet oder den White Stripes überschattete alles. Ein, zwei Jahre zogen ins Land, erst im Juli 2006 meldeten sich The Datsuns zurück. Zunächst mal unauffällig veröffentlichten sie eine EP – das erste Zeichen ihres Jetzt-schon-Comebacks –, die war nur online erhältlich und auf 1000 Ten-Inch-Vinyl-Exemplare limitiert. Darauf bewiesen sich The Datsuns zum ersten Mal als Liedschreiber. Sie bewiesen, dass sie imstande sind, Songs zu machen, die nicht vom Zitat leben, sondern eine eigene Seele haben und obendrein noch variationsfreudig sind. Und dieses entscheidende “Konzept” bewahren sie sich auf “Smoke & Mirrors”. Nie zuvor haben sich The Datsuns derart ausprobiert, die Spielarten des RocknRoll so vergnügt ausgelotet. Mittlerweile leben sie in London, sind als beliebte Partygäste verrufen und haben in aller Ruhe ein, doofes Wort!, erwachsenes Album aufgenommen. Wahrscheinlich waren sie sich von vornherein bewusst, dass ihre Songs genug Größe haben, sonst hätten sie nicht so mir nichts, dir nichts eine gehaltvolle EP vorgeschoben. Darauf, wie auch auf dem Album, ist der bluesige Stampfer “Stuck Here For Days”, garniert mit rustikalen Slidegitarren, denen man auf dem fantastisch gospeligen “All Aboard” erneut begegnet (dass das Stück an die Black Crowes erinnert, soll gefälligst nicht als Minuspunkt gewertet werden). Gleich am Anfang beglückt uns “Who Are You Stamping Your Foot For?” mit einer Hammondorgel, die die Murder City Devils ins Gedächtnis ruft. Der Abschluss ist genauso wohl gewählt. “Too Little Fire” ist episch, besitzt Tiefe, beendet mit acht Minuten das Album und macht mit Nachdruck klar: Da geht noch so einiges bei den Datsuns.
weitere Platten
Eye To Eye
VÖ: 28.05.2021
Deep Sleep
VÖ: 10.10.2014
Death Rattle Boogie
VÖ: 19.10.2012
Headstunts
VÖ: 04.10.2008
Stuck Here For Days (EP)
VÖ: 18.07.2006
Outta Sight/Outta Mind
VÖ: 07.06.2004
dto.
VÖ: 21.10.2002