The Dears, das sind die Kanadier, die so sehr british klingen können, dass sogar die Queen amused sein sollte. Wer nicht mit großen Gesten, dickem Pathos und zuckersüßen Melodien knapp vor der Insulinkrankheit umgehen kann, dem fallen bestimmt gleich die Fußnägel aus. Dabei haben sie doch bei “Gang Of Losers” schon entschlackt. Die Orchestermusiker, die bei “No Cities Left” als Tagelöhner angeheuert wurden, sind wieder ihrer Dienste entbunden. Der Rockband-Gedanke darf für sich stehen, allerdings immer nur so wehklagend, wie es The Smith zulassen würden. Da wir beim Thema sind: Wer zum Debüt mit großen, selbstgemalten “Morrissey-Kopie aus Montreal”-Schildern über den Marktplatz gelaufen ist, der soll ruhig mal nachschauen, ob er die noch im Keller findet. Was Sänger Murray A. Lightburn da an Stellen wieder aus der Kehle rausholt, muss mit dem Mozzer verglichen werden; alles andere wäre grob fahrlässig. Wer allerdings Kompositionen wie “You And I Are A Gang Of Losers” und “Ballad Of Humankindness” raushaut, dem will und muss man das verzeihen. “Gang Of Losers” reißt die Mauern der Plagiats-Skepsis erneut ein und entleert zur gleichen Zeit den Tiegel großer Melodien über dem Zuhörer. Zwei Hördurchläufe, eine Flasche Rotwein – eine neue Lieblingsband ist geboren.
weitere Platten
Times Infinity Vol. 1
VÖ: 02.10.2015
Degeneration Street
VÖ: 08.04.2011
Missiles
VÖ: 30.01.2009
We Can Have It
VÖ: 25.10.2004
No Cities Left
VÖ: 11.10.2004