Die Band um Frontweib Brody Dalle will es wissen, keine Frage. Nicht ohne Grund hat man sich mit Gil Norton (Pixies, Foo Fighters etc.) einen absoluten Top-Produzenten ins Studio geholt, nachdem das letzte Album “Sing Sing Death House” noch in Eigenregie entstanden war. Norton weiß, wie man ein Spektakel für die “Alternative Nation” inszeniert und der Sound schafft denn auch exakt den Spagat zwischen den Zielgruppen: Für die Punks ist es roh und dreckig genug, für die Rockfans ausreichend heavy, für Grunger ist die nötige Portion Verzweiflung dabei und für die breite Masse klingen die Melodien eingängig genug, um sie noch Stunden nach dem Hören gedankenverloren vor sich hinzuträllern. Ob man nun wirklich bewusst im Hinterkopf hatte, eine Art “Nevermind” hinzulegen, sei einmal dahingestellt, aber zumindest der Song “The Gallon Is God” dürfte Nirvana-Fans ein wissendes Lächeln ins Gesicht zaubern. Doch egal, ob nun Kalkül oder spontanes Genie, die elf Songs auf “Coral Fang” sind allesamt äußerst gelungen, und man muss es auch erst mal schaffen, so viel Pop-Appeal in wütenden, rotzigen Punkrock hineinzubekommen, ohne hoffnungslos daneben zu klingen. Und die Distillers treffen wirklich immer ins Ziel. Schon im Opener “Drain The Blood” singt Brody so hinreißend sexy, dass man sich dem Feuer der Musik gar nicht mehr entziehen kann. Auch die scheinbar schlafwandlerisch wiederholten Zeilen von “Dismantle Me” brennen sich unweigerlich ins Gehirn, und das schnelle, rotzige “Die On A Rope” weckt mit viel Charme das Bedürfnis, irgendwas Verbotenes zu tun. Weitere Hits lassen sich fast schon beliebig hervorheben: Das hymnenhafte “The Hunger”, “Love Is Paranoid” mit seinem unwiderstehlichen Mitgrölrefrain oder das schleichendere, jedoch keineswegs weniger ansteckende Gift “For Tonight You’re Only Here To Know”. Atemberaubend gut!