The Divine Comedy
Bang Goes the Knighthood
Text: André Bosse
Bevor man wenig freundlich über Bang Goes The Knighthood urteilt, sollte man noch einmal erwähnen, welch grandiose Songs und Alben Hannon in den letzten Jahren aufgenommen hat. Vorneweg Absent Friends von 2004, eine Platte, die den kleinen Menschen und Problemen große Lieder schenkte. Damals war Hannon ganz nah dran an seinen Protagonisten. Heute beobachtet er distanzierter, spöttischer – und macht es sich damit einfacher. Sein Song über The Complete Banker fügt dem Thema Finanzkrise absolut nichts Neues hinzu; der Boogie-Woogie über das Neapolitan Girl mit allerhand klugen literarischen Verweisen ist in Sachen Harmonien so vorhersehbar wie ein Regenschauer an einem Tennistag in Wimbledon. Sowieso, musikalisch bietet Hannon hier fast nur noch klischeebesetzte Revuenummern. Das ist schade, denn das Geniale an The Divine Comedy waren stets die Momente, in denen sich Indiepop und Kabarett kreuzten; nur so konnte Hannon die fantastische Coverversion von No One Knows der Queens Of The Stone Age im Charleston-Stil gelingen. Ein Stück wie Assume The Perpendicular knüpft an dieser Stelle an, der nette Northern-Soul-Stampfer I Like ist zumindest amüsant. Das gilt für den vermeintlichen Hit der Platte nur bedingt: At The Indie Disco ist Hannons Hommage an derlei Tanzclubs. Der Text geht okay: Weve got a table in the corner that is always ours/ Under the poster of Morrissey with a bunch of flowers – da lächeln die, die sich ertappt fühlen. Aber es bleibt die Frage, warum Hannon diese nette Beobachtung mit so entsetzlich langweiligen Akkorden versehen hat.
Artverwandte
The Magnetic Fields – Realism
Elvis Costello & Burt Bacharach – Painted From Memory
Duke Special – Songs From The Deep Forest
weitere Platten
Victory For The Comic Muse
VÖ: 23.06.2006
Absent Friends
VÖ: 29.03.2004
Regeneration
VÖ: 26.03.2001
Fin de Siècle
VÖ: 31.08.1998
Casanova
VÖ: 29.04.1996