The Divine Comedy ist keine Band im eigentlichen Sinne, sondern das eine Gruppenstruktur lediglich vorgaukelnde Konzept von Neil Hannon, der sich zur Realisation seiner exzentrischen Einfälle wechselnder Gastmusiker bedient. Dabei wirkt Hannon so englisch wie After Eight, doch ist sein spleeniger Habitus immer zu sehr zugespitzt, um für bare Münze genommen zu werden. Vielmehr hat Hannon eine Ausdrucksform kultiviert, die den Snobismus der Mittelklasse parodiert, ohne ästhetische Vorlieben wie Stilbewußtsein und Eleganz aufzugeben. Musikalisch äußert sich das wie gehabt in maßlosem Orchester-Po(m)p, der Pathos in Masse produziert, was manchmal ein bißchen unangenehm ist, aber da muß man durch. Der Akzent liegt diesmal ganz auf elegischen Balladen, die mal eben in fünf Minuten große Gesellschaftsthemen wie globale Rezession und Rassismus abhandeln. Hochtrabend ist gar kein Ausdruck, aber wie man schon am – große Gesten kaum vermeidenden – Albumtitel ersehen kann, wird Reduktion hier eher gering geschätzt. Statt dessen dominiert ein Überschuß im Ausdruck, der Greise alt und Schimmel weiß macht, also das, was Alex Brandt in der Cardigans-Rezension im letzten Heft so treffend mit unendliche Streicherhölle… und dreifach Schmier obendrauf” beschrieben hat. Und das ist natürlich klasse.
weitere Platten
Bang Goes the Knighthood
VÖ: 28.05.2010
Victory For The Comic Muse
VÖ: 23.06.2006
Absent Friends
VÖ: 29.03.2004
Regeneration
VÖ: 26.03.2001
Casanova
VÖ: 29.04.1996