Es hat sich einiges geändert bei Divine Comedy. Ab sofort wird gespart, es reagiert musikalisches Understatement!
Die drei Millionen Streicher, die auf früheren Platten der Musikergewerkschaft Großbritanniens Freudentränen in die Augen trieben, fehlen auf Regeneration völlig. Zwar gibt es noch einige Streicher-Arrangements, jene fallen aber wesentlich transparenter aus. Dafür werden verstärkt elektrische Gitarren eingesetzt, die ohne jedes ironische Augenzwinkern auskommen. Das allein macht aus Songwriter Neil Hannon zwar noch lange keinen Rocker, ein Song wie Bad Ambassador mit seiner ungewohnt verdrehten Melodie hat aber zumindest einen erkennbaren Glam-Touch. Ein positiver Effekt dieser Neuerung ist die Verminderung von Pathos und prätentiösem Brimborium, davon abgesehen klingen Divine Comedy mehr nach einer Band als je zuvor. Am ehesten bietet sich als Referenz das zweite Album Liberation an – was sich damals anhörte wie gewollt und nicht gekonnt, verhält sich heute genau umgekehrt. Hannon verweigert sich der Erwartungshaltung von Hörern, die auf ein neues National Express gehofft haben. Im Mittelpunkt steht die Idee, einen mehr oder weniger akustisch-weichen Sound zu schaffen, der von Zurückhaltung geprägt ist. Die Texte tendieren zu verhaltenem Optimismus und sind formal einfacher strukturiert, inhaltlich aber immer noch partiell kryptisch – Neil Hannon will offenbar zeigen, wie clever er ist. Und manchmal ist ers ja wirklich. Eine Platte, die man auflegt, wenn man das will, was der Titel verspricht.
weitere Platten
Bang Goes the Knighthood
VÖ: 28.05.2010
Victory For The Comic Muse
VÖ: 23.06.2006
Absent Friends
VÖ: 29.03.2004
Fin de Siècle
VÖ: 31.08.1998
Casanova
VÖ: 29.04.1996