The Dresden Dolls
The Dresden Dolls
Text: Alexandra Brandt
Dass man von einem schlüssigen Image profitieren kann, weiß nicht nur Marilyn Manson. Der würde die Dresden Dolls allein für ihr konsequentes Styling zwischen Vaudeville-Optik und Trash-Appeal lieben, doch auch musikalisch fahren Schlagzeuger Brian Viglione und Pianistin/Sängerin Amanda Palmer eine Riesenladung Theatralik auf. Es erinnert an ein schräges Theaterstück bzw. Musical, wenn Palmer in “Good Day” im Stil einer Patti Smith mehr spricht als singt: exaltiert, tief gestimmt, um Ausdruck heischend. Oder wenn sie in “Girl Anachronism” eine hektische Piano-Abfahrt mit überdrehtem Stakkatotext verbindet. Zwischen leisem Geklimper und wuchtigem Schmettern, naiven Abzählreimen und gekreischten Kapriolen lassen die Dresden Dolls zwar ihrer Exaltiertheit freien Lauf, selten aber den Songs. Denn die sind entweder mit Brüchen überfrachtet oder aber derart elegisch aufgebaut, dass die Spannung flöten geht, bevor die Zielgerade in Sicht ist (“Gravity” ist eine seltene Ausnahme). Die Texte über Freaks und menschliche Abgründe, schief gelaufene Experimente und nicht-existente wahre Liebe stehen in der Tradition düster-ironischer Erzähler, womit die Dresden Dolls vorwiegend intellektuell angehauchte Gruftis und verspulte Individualisten auf ihre Seite ziehen dürften. An die feinen Spitzen von Firewaters Tod Ashley oder die schwungvoll-pathetische Sprache eines Nick Cave kommt Amanda Palmer jedoch nicht heran. Da fehlt noch einiges zwischen Netzstrumpf und Zylinder.
weitere Platten
No, Virginia...
VÖ: 16.05.2008
Yes, Virginia...
VÖ: 21.04.2006