Die Platte habe ihnen damals besonders gut gefallen, weil sie lächerlich und übertrieben klinge und ungefähr zwei Jahre dauert. Beim Anhören, wohlgemerkt. Auch Music For The People hat so seine Längen. Beim Plündern der 70er-Jahre-Klamottenkiste kommen neben dick aufgetragenem Glam-Rock (Dont Break The Red Tape) und rührseligen Tränenziehern (Keep Losing) nämlich auch eine Reihe melodieloser Ungetüme ans Licht, die im Nachhinein einen Großteil der LP auszumachen scheinen. Die Rocker aus Coventry klingen dabei einerseits so laut und deftig, wie man das zu dritt nicht besser hinkriegen kann, andererseits streckenweise auch ziemlich altklug: No one gives you anything for free unless you sleep with the BBC. Als ob man es nicht gewusst hätte! Der Spagat zwischen milde gestimmter Sozialkritik und aufrichtigem Malocherpathos übersetzt sich dabei leider nicht immer in die Musik. Music For The People ist insgesamt eine klobige Affäre, die Nähe vor allem über den Lautsprecherknopf herstellen möchte, und wird von einer Ernsthaftigkeit belastet, wie sie gerade junge Bands mit Imageproblemen befällt. Als Fan wünscht man The Enemy und ihrem Zweitwerk jetzt vor allem Milde in den Augen der unerbittlichen UK-Szene, sonst dürfte man demnächst wohl mit den Paddingtons auf Tour gehen.
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