Ein Schlüssel zum Verständnis von Ian Mackayes Arbeit war immer schon seine
Konzentration auf das Wesentliche. Minor Threat war Hardcore ohne Muskeln und den
Mehrwert des Testosteronrausches. Es ging um die Sache. Fugazi war Komplexität ohne
Leistungsschau. Es ging um den Entwurf einer anderen Musik, nicht um Handwerksgeschick
seiner selbst Willen. Mackaye vermied nicht nur die Strukturen der großen Industrie, er
vermied auch ihren Umgang mit “großen Emotionen”, die zugleich formatiert und
unpersönlich sind. Diese Tradition führt er nun mit anderen Mitteln fort: Die zwölf
Songs auf “The Evens” sind zurückgenommen und minimalistisch. Von den White Stripes
borgt dieses Duo nicht den Rock, aber die Unmittelbarkeit. Gerade das Schlagzeug klingt
alles andere als professionell inszeniert, doch gerade diese Unperfektheit liegt im
Sinne der leisen Nummern, deren Melancholie und Entrücktheit nicht für Postkarten oder
Hollywood tauglich sind. Unterm Strich steht das Songwriting im Mittelpunkt. Der
formale Minimalismus verhindert nichts, sondern bringt die Schönheit erst hervor. In
Zeiten von Bands wie Smog oder Low kein neuer, aber ein gelungener Gegenentwurf zur
Traurigkeit aus dem Katalog.