The Experimental Tropic Blues Band
Liquid Love
Text: Nina Töllner
Es braucht wenig Fantasie, um sich auszumalen, was drei Typen mit Pseudonymen wie “Boogie Snake”, “Dirty Coq” und “Devil dInferno” für Musik machen. Und wenn sie dann noch von Jon Spencer produziert werden – komplett analog, bitteschön –, weiß man, was einen auf “Liquid Love”, dem dritten Album der Experimental Tropic Blues Band erwartet: ein auf Anschlag gedrehter Retrotrip im LoFi-Gewand. Und siehe da: Gleich im Opener “The Best Burger” fällt das Trio aus Lüttich mit einer Noise-Attacke ins Haus, um kurz darauf auf eine wildgewordene Ramones-meets-Rockabilly-Nummer umzusatteln. “Keep This Love” galoppiert im flotten Country-Style durch die Boxen, während der funky Groover “Worm Wolf” klingt, als wäre Prince durch schrottiges Garagenequipment gejagt worden. Und sollte der Mundharmonika-verstärkte Expresszug “T.E.T.B.B. Eat Sushi” ein Hinweis auf das Essverhalten der Jungs sein, ist man froh, anschließend nicht hinter ihnen aufwischen zu müssen. Auch im weiteren Verlauf gebärden sich die Belgier alles andere als Knigge-reif. Da wird gelärmt, gejohlt, geschwitzt und sexy Ladies hinterhergelechzt. Die anarchische Kindergeburtstagsstimmung, die ganz offensichtlich im Studio herrschte, sei ihnen vergönnt. Doch “Liquid Love” kehrt etwas zu penetrant die “Hört mal, wie cool und crazy wir sind”-Attitüde raus. Auch zerrt das Scheppern, Schrabbeln, Fiepen und Grölen auf Dauer an den Nerven. The Experimental Tropic Blues Band scheißt eben auf Perfektionismus. Beim nächsten Mal darf es trotzdem gern weniger Mittelfinger und dafür mehr Songwriting sein.
weitere Platten
The Belgians
VÖ: 07.11.2014