The Experimental Tropic Blues Band
The Belgians
Text: Sascha Krüger
Es dürfte vermutlich nicht so häufig verkommen, dass man einer Band, die beim Vorgänger von jemandem wie dem wildgewordenen Blues-Gott Jon Spencer produziert wurde, unterstellen kann, sie hätten gerade da am zugänglichsten geklungen. Hört man sich allerdings “The Belgians” an, das vierte Album der Experimental Tropic Blues Band, muss man sagen: Das Spencer-betreute “Liquid Love” war leichte Kost dagegen. Mit großer Lust an der Dekonstruktion erkennt man in diesen Schrapnell-gewordenen Rock- und Blues-Geschossen nur mit viel Wohlwollen so etwas wie Melodien. Stattdessen wird gedroschen und zerstört, mit krasser Übermotivation nach vorn geprescht – und alles in einen betont abstoßenden Trash-Sound verpackt. Dass dabei die Rhythmik holpert wie ein Laster mit zwei platten Reifen, dass man bei dem Gebrülle des Frontmanns nicht ein einziges Wort verstehen kann, dass die Gitarren nicht nur verstimmt sind, sondern zuweilen voller Absicht ganze Töne daneben liegen, dass die gesamte Musik hoffnungslos übersteuert ist: Ja, das ist alles so gewollt und vermittelt natürlich auch eine sehr besondere und eigene Form von “Ästhetik”. Nämlich eine, die den frühen Punk-Gedanken maximaler Rotzigkeit und Unangepasstheit in eine Gegenwart transportiert, wo sie mit dem tiefen – und nicht selten auch abstrakten – Kunstverständnis vieler belgischer Bands Hand in Hand geht. Ulkigerweise wird dann gerade zum Ende hin plötzlich alles hörbarer und zutraulicher. Bei ihnen steht eben erst das Kotzen, bevor man sich dann versöhnt.
weitere Platten
Liquid Love
VÖ: 24.02.2012