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    The Faint
    Fasciinatiion

    VÖ: 05.09.2008 | Label: Blank.Wav/Cooperative/Universal
    Text: Daniel Gerhardt
    6 / 12

    Gebt ihnen eine Wand, und The Faint werden versuchen, sie mit dem Kopf zu durchbrechen.

    Nach vier Jahren Sendepause kehren Omahas Rock-Roboter aber mit stumpf gestoßenen

    Hörnern zurück.

    Die Zeit wartet eben auf niemanden, vor allem dort nicht, wo Musik mit

    Maschinen gemacht wird und die Menschen stets modebewusst sind. Folglich haben neue

    Bollerbands den Elektro-Rock erobert: Justice sind als Genre-Metallica längst

    unbesiegbar, und Simian Mobile Disco könnten ihre Bewegungsbefehle kaum bestimmter

    formulieren, wenn sie eine Guillotine auf der Tanzfläche aufstellten. The Faint konnten

    von diesen Entwicklungen nur mitgerissen oder weggerissen werden – sie werfen mit

    “Fasciinatiion”, neuem selbst umgebautem Studio und neuem selbst gegründeten Label ihre

    letzten paar Dollar in die Wagschale und müssen doch erkennen, dass sie in der

    Zwischenzeit abgehängt worden sind: Verglichen mit dem drei Mal hoch zehn genommenen

    Wahnsinn einer Band wie !!! erscheinen The Faint heute wie schnöde Rechenübungen ohne

    Zehnerüberschreitung. “Fasciinatiion” sprengt keine Formeln und reißt keine Löcher in

    die Fassaden seiner Tracks, weil dann jeder sehen könnte, dass keine Songs dahinter

    stehen. Die Platte verlässt sich allein auf ihre Bissigkeit, strahlt eine Menge Hass

    und Missgunst aus und wurde wenigstens so dreckig produziert, dass garantiert keine

    überflüssigen Feinheiten durch die Nahtstellen zwischen Synthesizern, großzügig

    verzerrten Gitarren und elektronisch verfremdetem Ätz-Gesang sickern können. Der

    offensichtlich bewusste Verzicht auf alles Subtile und die ebenso frei gewählte

    Beschränkung auf Boshaftigkeit als einzigen Motor bezeugen großes Selbstbewusstsein und

    beneidenswerte Konsequenz – sie ergeben im Endeffekt aber einfach kein gutes Album. Die

    besten Stücke, der scharfkantige Opener “Get Seduced”, das im wahrsten Wortsinn

    unmenschliche “Fulcrum And Lever” und die Systemfehler-Hymne “The Geeks Were Right”,

    funktionieren, weil sie ihre ganze Großmäuligkeit darin investieren, den Leuten

    vorzuführen, wie sehr man sie doch am Arsch lecken kann. Auch das nervtötend

    stichelnde, am Minimal Techno geschulte “I Treat You Wrong” punktet nicht durch gut

    gemeinte Entschuldigungsgesten, sondern als kühle Abservierung. Hier kommt Todd Fink

    entgegen, dass er jeden Anflug von menschlicher Regung aus seiner Stimme herauseditiert

    hat. Selbst für ein vergleichsweise kurzes Album wie “Fasciinatiion” sind seine immer

    wieder gleichgültig heruntergebeteten Gemeinheiten letztlich aber zu wenig.

    weitere Platten

    Doom Abuse

    VÖ: 23.05.2014

    Wet From Birth

    VÖ: 20.09.2004

    Dance Macabre

    VÖ: 01.01.1900