Es dauert über neun Minuten, bis Eleanor und Matthew Friedberger die Story des Titelstücks erzählt haben. Und das ist nur einer von vier Tracks, die die Grenze von acht Minuten überschreiten. Es erscheint sinnvoll, für jeden der 13 Songs einen Live-Ticker einzurichten, so viel passiert hier: Aus verqueren Elektro-Beats entwickelt sich ein kühler Blues, aus nervigen Piano-Collagen entstehen wunderbare Ragtime-Melodien. Die Geschwister wechseln so sorglos die Richtungen, wie wir früher im Kinderzimmer die Preise im Kaufladen geändert haben. Popformate zählen nicht, und auch Vergleiche verbieten sich. Nur der Name The Who muss fallen, denn wie die Fiery Furnaces die Begebenheiten um “Chris Michaels” arrangiert haben, dürfte den Meistern der Rock-Oper ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Noch besser und bezeichnender ist der mutierte Disco-Pop von “Chief Inspector Blancheflower”: Hier geht’s um einen Jungen, der sich einfach nicht auf eine Sache konzentrieren kann und lieber in tausend Kleinigkeiten aufgeht. Quasi ein Eigenportrait: Dies ist ein Aufmerksamkeitsdefizit-Album. Eine geniale Platte für große Kinder.
weitere Platten
I´m Going Away
VÖ: 21.08.2009
Widow City
VÖ: 12.10.2007
Bitter Tea
VÖ: 28.04.2006
Rehearsing My Choir
VÖ: 28.10.2005
Gallowsbird's Bark
VÖ: 29.09.2003