Wenn im Skatepunk noch Erfolgsgeschichten geschrieben werden, könnte die nächste ungefähr so beginnen: Vier junge Kanadier erspielen sich mit “Destroy To Create” – einem Debüt aus melodischem Punk und aggressivem Ska – Supportslots für so ziemlich alles, was in Nordamerikas Punk- und Hardcoreszene Rang und Namen hat. Nach zwei Jahren auf Tour hört Fat Mike die neuesten Demos des Quartetts, nimmt es prompt unter Vertrag und freut sich einen Ast – immerhin hat er soeben einen weiteren Teil zur Rettung eines ganzen Genres beigetragen. Nein, The Flatliners entdecken weder eine bis dato unbekannte Drei-Akkord-Abfolge noch erfinden sie den 4/4-Takt neu. Doch die gerade mal Zwanzigjährigen vermengen auf “The Great Awake” so gekonnt alles, was Punkrock im neuen Jahrtausend ausmacht, dass man ihnen einfach dankbar sein muss. Da wären die Attitüde von Smoke Or Fire (“…And The World Files For Chapter 11”), der Popappeal von No Use For A Name (“Eulogy”), die erhobene Faust von Comeback Kid (“This Is Giving Up”), das Herzblut von The Draft (“Meanwhile In Hell…”) oder gleich alles auf einmal im siebenminütigen Schlussausrufezeichen “KHTDR”. Vom altbackenen Skapunk des Vorgängers ist nichts mehr zu hören. Vereinzelte Offbeats dienen als wohl platzierte Verschnaufpausen à la Mad Caddies (“This Respirator”) oder werden in bester Against-Me!-Manier so gekonnt in Punkrock-Hymnen integriert, als läge Trenchtown in Toronto (“Mastering The World’s Smallest Violin”). Reibeisen Chris Cresswell und seine Mitstreiter haben ihre Hausaufgaben in den letzten zwei Jahren gemacht. Zum Wachrütteln kommt “The Great Awake” etwas zu spät; über den Tag rettet es allemal.
weitere Platten
New Ruin
VÖ: 05.08.2022
Mass Candescence
VÖ: 15.06.2018
Inviting Light
VÖ: 07.04.2017
Nerves (EP)
VÖ: 28.10.2016
Dead Language
VÖ: 13.09.2013
Cavalcade
VÖ: 13.04.2010