Das liegt einerseits daran, dass die Stücke auf “Haha” im Schnitt nur zwei Minuten dauern. Andererseits franst der hibbelige Neo-Postpunk durch seine Experimentierfreude an allen Ecken und Enden aus. “Vada-Vada” nennt das Duo, bestehend aus den Zwillingen Wyatt und Fletcher Shears, seinen undefinierbaren Stil, der auch Acid House, HipHop und garagigen Indierock streift. Die Bandbreite der nur vordergründig aus Bass, Schlagzeug und Gesang bestehenden Band scheint endlos: “Red Green Yellow” erinnert an Joy Division, “Crystal Clear” vermählt die Beastie Boys und Nirvana, “Cloak” verbeugt sich vor The Prodigy und “Devour” kreuzt Depeche Mode mit Modest Mouse, “I Guess Well Never Know” könnte aus der Feder von Sufjan Stevens Sisyphus stammen und “Egg” klingt nach The Strokes. Böse Zungen behaupten in so einem Fall gerne, dass sich die beiden Musiker und Gelegenheitsmodels nicht entscheiden können und sich stattdessen ungestüm, wahl- und ziellos in allem austoben, was sie zwischen die Finger bekommen können. Völlig von der Hand zu weisen ist der Einwand nicht, er ist aber nur die halbe Wahrheit: Der Kitt zwischen den Songs besteht aus den forschen Parolen, die Wyatt mit jugendlichem Leichtsinn herausposaunt. Von “All Smiles Over Here”, über “Well knock the other ones out/ Were crystal clear” bis zu “Ill flip the system/ Ill make it mine” – jeder Song verfügt über eine seltene Form von Dada-Humor und großspuriges Selbstbewusstsein, ohne dass eine derart launige bis unverschämt spannende Platte undenkbar wäre.
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Horseshit On Route 66
VÖ: 08.09.2022