Der Druck war enorm: Die beiden Vorgänger “Four Minute Mile” und “Something To Write Home About” definierten jeweils den state-of-the-art eines ganzen Genres, und nachdem 2002 nun endgültig das Jahr wurde, in dem Emo weltweit durchbrach, konnte man natürlich mehr als gespannt sein, was die Get Up Kids mit ihrem neuen Album aus dem Hut zaubern würden. Eines steht schnell fest: Leicht hat man es sich nicht gemacht, und “On A Wire” ist keineswegs ein Nummer Sicher-Album. Hier liegt eben der große Unterschied im Vergleich zur “auch irgendwie Punk, auch irgendwie melodisch”-Fraktion, bestehend aus Lagwagon, Pennywise, NUFAN und Co.: Genau wie The Promise Ring oder Jimmy Eat World bemühen sich auch die Get Up Kids, neue Wege zu gehen, wenn die alten zu keinem Ziel mehr führen, und genau wie bei den Erstgenannten geschieht dies durch ein Weniger an Durchschlagskraft und durch ein Mehr an Abgeklärtheit. Natürlich wäre es fatal, einem Genre, das so wohltuend un-machohaft agiert, den Vorwurf des `Auswimpens` zu machen, aber diese Parallelen fallen zumindest auf. In Sachen Songwriting ist auf “On A Wire” der jugendliche Ungestüm einer erwachsenen Souveränität gewichen: Alles ist an seinem richtigen Platz, durchdacht, angepasst, perfekt durcharrangiert. In vielen, den überwiegenden Momenten lautet das Ergebnis `großer Gitarrenpop`, stattet man Songs wie “Let The Reigns Go Loose”, “High As The Moon” oder “All That I Know” gerne mit der Beatles-Gedenkmünze ersten Ranges aus. Bisweilen changieren die Get Up Kids allerdings auch gefährlich nahe an zahnlosen Schunkel-Indie-Gefilden, wo laute Gitarren zum Teufelswerk erklärt wurden und in denen die sehnsuchtsvolle Stimme von Matthew Pryor das Einzige ist, was einen Brücken schlagen lässt zu Klassikern wie “Holiday”, “Ten Minutes”; “Red Letter Day” oder “Stay Gold, Ponyboy”. Fazit: “On A Wire” ist keine Enttäuschung, aber eben auch keine Offenbarung…
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