The Good The Bad And The Zugly
Algorithm & Blues
Text: Ingo Scheel
Um die 50 Songzitate und musikalische Referenzen sollen sich in den Songs und den Texten von “Algorithm And Blues” verbergen, mal stammen sie von großen Bands, dann wieder von obskureren Acts. Das behauptet jedenfalls Gitarrist Eirik Melstrøm, und wer den Humor des Norwegers kennt, weiß um den Wahrheitsgehalt seiner Worte: Die Zahlen mögen etwas hochgejazzt sein, aber prinzipiell meint der Mann, was er sagt. Ohne hier vollends das Tuch vom Zylinder ziehen zu wollen, sei angemerkt, dass sich AC/DCs “Thunderstruck”- Licks bestens mit rotzigen Shouts Marke Smoke Blow vertragen. Und dieses stoisch gehackte Piano-Intro von Hellacopters “By The Grace Of God” ist auch einfach zu schön, um es nach all den Jahren nicht nochmal aus der Vitrine zu holen, zu entstauben und an den Anfang von “Fuck The Police” zu platzieren – nebenbei bemerkt auch kein ganz unbekannter Songtitel – um es ein weiteres Mal glänzen zu lassen. In puncto Produktion der neuen Platte haben The Good The Bad And The Zugly (TGTBATZ) auf Kontinuität gesetzt. So einschneidend jene Ereignisse gewesen sein mögen, die dazu führten, dass die Band ihren Sänger jetzt bekanntermaßen mit Kvelertak teilen muss, so stoisch wurden die Koordinaten ein weiteres Mal gesetzt. War gut, ist gut, bleibt gut: mit Hadeland & Nabolaget dasselbe Studio, in Gestalt von Anders Nordengen derselbe Produzent, aufgenommen wurde, auch das eine Parallele zu “Misanthropical House”, im Mittsommer, das knallige Artwork stammt wieder von Flu Hartberg. Mit dem Ohr zwischen den Boxen zeigt sich schnell, wie richtig diese Entscheidungen waren. Ihren Sound scheinen die Norweger dabei noch einmal gebündelt zu haben, und das bei gleichzeitiger Auffächerung der Stilpalette. Mal geraten Riffs, wie im Opener “Welcome To The Great Indoors”, zu biestigen Classic-Rock-Zitaten, “Staying With The Trouble” dagegen klingt, als tanzten The Soundtrack Of Our Lives und ein Männerchor von der Westküste auf der Motorhaube eines brennenden Autos. “Kings Of Inconvenience” sagt in 58 Sekunden alles, was es zu sagen gibt, das Zwischenspiel “Kisteglad” ist sogar noch kürzer. “The Kids Are Alt.Right” trifft als hochmelodischer Uppercut mit politischer Färbung mitten ins schwärende Herz der neuen Rechten. Interessant ist zudem der Aspekt, dass sich via Nikolaisens Stimme hier nun im Umkehrschluss auch Kvelertak-Assoziationen finden lassen. Die Band wird es verschmerzen, auf den weiteren Verlauf mit Nikolaisen als Doppelspitze darf man gespannt sein. Für den Moment heißt es: TGTBATZ vs. Kvelertak 1:0.
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