Vielleicht macht es der Bass. Dieser rumpelnde, polternde, immer etwas behäbig, doch nie völlig ungestüm wirkende Bass, der fast jeden Song auf “Keep Your Eyes Ahead” durchzieht und The Helio Sequence noch unter hundert artverwandten Bands verriete. Schließlich ist der klassische nordamerikanische Indierock nicht eben berühmt dafür, sein Rhythmusfundament im Allgemeinen und den Bass im Speziellen außerordentlich in Szene zu setzen. Anderseits zeichnen ihn typischerweise auch nicht gerade dunkle Wave-Gitarren und analoge Game-Boy-Synthiesounds aus. Halten wir also fest: So einiges ist anders an The Helio Sequence und ihrem vierten Album. Zum Beispiel auch die Produktion. “Keep Your Eyes Ahead” hat die formvollendete LoFi-Ästhetik seiner Vorgänger aufgegeben und gefällt sich in einem klaren, doch warmen Vintage-Sound, der Brandon Summers Stimme optimal auffängt. Dabei hätte es um ein Haar nichts mehr aufzufangen gegeben: Schon auf der “Love And Distance”-Tour 2004 hatte Summers sie weitgehend verloren und sich das Bisschen Reststimme für die Bühne aufgehoben – weshalb man ihn tagsüber meist schweigend und lesend auffand. 60 Bücher in 60 Tagen soll er verschlungen haben, und den besseren von ihnen mag er verdanken, dass die textliche Ebene des Albums der musikalischen gleichkommt. In den goldensten Momenten ergeben sich daraus so strahlend schöne, hymnisch-schwärmerische Songs wie “Hallelujah” oder “Lately”, auf die sonst höchstens noch Band Of Horses oder die Shins hätten kommen können. Das Erstaunlichste an dieser Platte freilich bleibt, was man ihr nicht anhört: Summers und sein kongenialer Partner Benjamin Weikel (vormals auch bei Modest Mouse) schaffen das alles zu zweit. Nach mehr kann ein Duo kaum klingen.
weitere Platten
Acoustic Live At The Triple Door
VÖ: 05.06.2020
Aces: A Quadrophonic Surround Companion For Negotiations
VÖ: 01.05.2020
Sunrise Demos (Expanded Edition)
VÖ: 01.05.2020
The Helio Sequence
VÖ: 22.05.2015
Negotiations
VÖ: 14.09.2012
Love And Distance
VÖ: 20.09.2004