Das hatten sich Paola & Kurt Felix, Meister der versteckten Kamera und gleichzeitig Inbegriff des biederen Entertainments, sicherlich anders vorgestellt. Denn was sich hier als Hidden Cameras zu ihren Erben ernannt hat, bricht mit allen erdenklichen Konventionen. Das “gay” in der selbstdefinierten Stilbeschreibung “Gay Folk Church Music” bezeichnet keineswegs nur ihren sprichwörtlichen Frohsinn. Die Homepage der Kanadier versteckt sich unter musicismyboyfriend.com, die Bühnenauftritte werden von zwei GoGo-Tänzern begleitet, und auch sonst bricht das Kollektiv gerne mal eine Lanze für Homosexualität. Wer jetzt an tuntig-lauwarmen Ringelpiez mit Anfassen denkt, könnte nicht schief gewickelter sein. Stattdessen zeugt “The Smell Of Our Own” von einer launigen Offenheit, wie es sie viel zu selten zu hören gibt. Mit Humor und dem gemütlichen Frohsinn von The Beautiful South auf der einen und süßlich-folkigen Frühlingsgefühlen auf der anderen Seite bestückt, verzücken “Boys Of Melody” oder der köstliche Ohrwurm “Ban Marriage” jeden aufgeschlossenen Hörer. Egal, ob die Hidden Cameras einem mit ihren Botschaften aus dem Herzen sprechen oder nicht: Es ist eine helle Freude, ihnen zuzuhören. Zu lauschen, wie sie die Liebe, das Leben und nicht selten sich selbst feiern. Und dazu haben sie nun wahrlich allen Grund. Dieser “Smell Of Our Own” – zweifellos Geschmacksache, aber geschmackvoll in jedem Fall.