The High Queens
The Urban Songbook
Text: Sascha Krüger
Denn eines können The High Queens ohne Frage: zahlreiche dieser wohligen, man möchte fast sagen niedlichen, bittersüßen Melodien aus dem Ärmel schütteln, die es einem ein bisschen warm ums Herz machen. Fast jeder Song wird dadurch getragen, dass ihr Frontmann sich wie ein waidwunder Streuner mit melancholischem Geschick durch die Songs singt; mit einer Stimme, die sich passgenau zwischen Placebos Brian Molko und Death Cab For Cuties Ben Gibbard platziert.
Dass die meisten Nummern zudem mit tanzbarem Swing ausgestattet sind, dürfte wohl zu manchem Einsatz in der Indiedisco führen. Das ist dann auch das Bild, das sich beim Hören aufdrängt: Junge Leute mit verwegenen Seitenscheiteln wiegen sich im wohlbekannten Indiewippen, die Lichter zucken sachte, während gegenüber der schönste Mensch des Abends steht. Der, der Phoenix genau so mag wie The Notwist oder Slut, schon mal von Readymade gehört hat und jeden Tomte-Song auswendig kennt.
Von all diesen Bands haben auch The High Queens etwas, und obendrein geben sie sich viel Mühe mit den Details und aufwendigen Instrumentierungen. Dass das Album trotzdem recht beliebig vor sich hinsimmert, ohne einmal richtig aufzukochen, dass man Dynamik, Verve und den letzten Pfiff vermisst, ist also nicht ihre Schuld. Tatsache bleibt es. Es sei denn, man hat den beschriebenen Menschen tatsächlich mit nach Hause nehmen dürfen und ist zum Glück noch nicht komplett besoffen. Dann ist The Urban Songbook immerhin harmlos genug als Soundtrack für den ersten Gute-Nacht-Kuss.