Das Debüt war einer dieser Geheimtipps, den viele nett, hübsch und solide fanden, der bei manchen aber echte Wellen totaler Hingabe auslöste – es schlecht oder langweilig zu bezeichnen, war quasi ausgeschlossen. Da wurde aus wenig wahnsinnig viel gemacht: Zwei knarzige Telecaster, die mit stoischem Stakkatobeat nach vorne preschen, ein ultraknackiger Bass und ein treibendes Schlagzeug, mehr bieten die Schweden The Horror The Horror nicht an. Abgesehen natürlich von ihren unfassbar schönen, ja weltumarmenden Melodien, die dem Hörer unmittelbar ein Lächeln auf das Gesicht zauberten. Im Großen und Ganzen ist all das geblieben – und doch ein wenig anders. Die vierköpfige Band um die eindringliche Stimme von Joel Lindström nahm Tempo raus und lud dafür mehr Melancholie ins Songwriting. Das ändert natürlich erst mal nichts an ihrer Fähigkeit, noch immer schöne, in sich stimmige und doch recht eigen zusammengedachte Songs zu komponieren. Und doch reißt ihr zweites Album auf Anhieb nicht mehr so mit wie noch das Debüt. Es wächst eher im Subtilen und Kleinen, es schleicht sich an anstatt zu überfallen. Es ist, so viel ist sicher, immer noch von einer überdurchschnittlichen Schönheit, aber eben eher einer herbstlich melancholischen als einer freudig lächelnden wie noch beim Debüt. Nach wie vor sind The Horror The Horror im dicht besetzten Indie-Feld damit eine besondere Band – wenngleich eine, die man sich etwas behutsamer erschließen muss.
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