Wir prognostizieren mal: An diesen Chören werden sich die Geister scheiden. In nahezu jeden Song ihres internationalen Debüts schummeln The Jury And The Saints diese inbrünstigen Gang-Vocals, die man nur mitgrölen kann, wenn man sie nicht nach drei bis fünf Songs über hat. Geschmacksache? Eher eine Frage von Bereitschaft, sich von Musik mitreißen zu lassen, die ohne Schnörkel, Virtuosität und doppelte Böden auskommt. Nach langen Jahren, in denen die Musiker im Underground von Auckland als Mitglieder lokaler Pop-Punk- und Crossover-Bands Blut und Wasser geschwitzt haben, stellen sie bei The Jury And The Saints mit ihrem unverkrampft geradlinigem, aus der Hüfte ins Herz zielenden Melodic Hardcore die Weichen Richtung Zukunft. Ob die Band dabei angesichts ihrer Herkunft aus einem Schwellenland des Punkrock von einem gewissen Exotenstatus profitieren kann, wird sich zeigen. Fürs erste steht fest: Hymnen wie “Focus”, “Start Moving” oder das textlich trivial geratene “Freedom Fighter” sind wie gemacht für den rauschenden Einsatz im Festivalsommer, egal ob man ihn in Westeuropa, Nordamerika oder Mittelerde zelebriert. Bei derart vielen Singalongs und Positivität fällt auch nicht weiter ins Gewicht, dass die bandinterne Qualitätskontrolle beim Synthesizer-Sound von “Brand New” offenbar gepennt hat. Oder aber The Jury And The Saints verabschieden sich so ganz bewusst von ihrer Vergangenheit als lausbübisches Powertrio zwischen Punk, Pop und Plastik-Keyboards. Kurve gekriegt, Chapeau!