Ein gewisses Overarchievement steht heutzutage so mancher Band gut zu Gesicht. Und von Vorteil ist da natürlich, wenn man dann noch jenes Selbstbewusstsein mitbringt, das Yes einst zu himmelstürmenden Dreifachalben verführte. The Kissaway Trail fühlen sich solchen Aufgaben hörbar gewappnet, und die fünfköpfige Band klingt dementsprechend wie eine Armada. Ihr Sound absorbiert so ziemlich alles zwischen Folk und Prog, und zwar in einer leicht sakralen Fasson, die ohne muckerhaften Pomp auskommt. Die lyrischen Fantasylandschaften, die offenbar nach kryptischen Titeln wie “Smother + Evil = Hurt” verlangen, bleiben zwar auch nach wiederholten Umdrehungen nebulös, aber die endzeitliche Atmosphäre der elf Songs breitet sich in ebenso dunstigen Schwaden penetrant und verführerisch aus. “The Kissaway Trail” ist ein Album zum Durchhören, mit Exklusivitätsanspruch und einem langen Atem, aber auch ein Kompromiss zwischen Indie-Ästhetik und Classic-Rock-Format. Die Aufmerksamkeit, die es verdient, holt es sich selber, für den zufälligen Entdecker ist es aber erst einmal wie ein Eisberg, mit neun Zehnteln unter der Oberfläche.
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Sleep Mountain
VÖ: 12.03.2010