The Knife
Tomorrow, In A Year
Text: Daniel Gerhardt
An Joanna Newsom und ihrem neverending Dreifachalbum gab es natürlich kein Vorbeikommen – Anhängern allgemeiner Verwirrung und geistiger Umnachtung wird aber auch Tomorrow, In A Year reichen, das wohlgemerkt keine Rockoper oder Ähnliches ist, sondern der Soundtrack zu einer, nun ja, richtigen Oper, die vom dänischen Avantgarde-Kollektiv Hotel Pro Forma auf Grundlage von Primär- und Sekundärliteratur von/über Darwin konzipiert wurde.
Wer das schon schwierig findet, muss erst mal die Platte hören: 16 Tracks, 90 Minuten und zwei Tonträger ist sie lang und kümmert sich vor allem mit ihren ersten neun Stücken um die Suche und Zusammensetzung von Maschinensounds, die eher das Bühnengeschehen illustrieren, statt als eigenständige Tracks zu funktionieren. Angelehnt an die Selbstzweifel Darwins und das permanente Auf-die-Probe-Stellen seiner Theorien, hinterfragt auch Tomorrow, In A Year mit jedem neuen Abschnitt die eigenen Ideen, lässt sich nie auf eine definitive Stoßrichtung festnageln, zersägt lieber ein paar dahergelaufene Musikverständnisse, zeichnet die dabei entstehenden Geräusche auf und wird dann, auf der endlos langen Zielgeraden, doch noch zur Fanplatte für Anhänger von The Knife und ihrer Schattengewächs-Elektronik.
Wenn sich aus dem unumstößlichen Beat von Tumult das elfminütige, jedes in Reichweite befindliche Hausdach abdeckende Colouring Of Pigeons herauskristallisiert, über das Album erhebt und all seine rätselhaften Bruchstücke beiseite wischt, dann sehen The Knife und ihre Leute nämlich Dinge, die noch keine andere Band gesehen hat.
weitere Platten
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