Es gibt wenige Instrumente, die in der Lage sind, Davis Sztanke alias Tahiti Boy noch einzuschüchtern. Selbiges gilt für Sergio Dias von Os Mutantes, den lediglich eine Generation und ein Weltmeer von seinem französischen Spielgefährten trennen. Die Kollaboration kam anscheinend auf verschlungenem Pfad zustande, der musikalische Gesamteindruck ist dagegen umso harmonischer. We Are The Lilies ist nichts wenn nicht vielseitig: Schickes Englisch, gediegenes Französisch und gemütliches Portugiesisch wechseln sich ab in einem Schmelztiegel der Stile, dessen wahre Sprache der Rhythmus ist.
Auch der changiert zwischen exotischer Percussion und barocken Beatles, entscheidet sich aber in den allermeisten Fällen für ein beschwingtes, elegantes und zuverlässig unaufdringliches Bouquet, das einen hübschen Mix abgibt. Die völlige Abwesenheit irgendwelcher Berührungsängste gebietet Ehrfurcht, steht allerdings auch für eine breite Palette, die nirgendwo am Überlaufen gehindert wird. Von ausgelassenen Tropicalia-Schüben bis zu smartem French-Pop ist alles möglich, und Dias und Sztanke schreiten die Grenzen ihres musikalischen Einflussbereichs ab wie zwei satte Gutsherren nach dem Weihnachtsschmaus. Iggy Pops Gastspiel auf Why? dürfte der wohl merkwürdigste Ausflug des alten Punkers seit langem sein, Jane Birkin darf die französische Nationalhymne in ein morbides Liebeslied verwandeln, und das Gesamtwerk findet die Mitte zwischen respektlos und harmlos mit verbundenen Augen.