Dass sich etwas tun würde, war abzusehen, als Anfang letzten Jahres Bassist Michael Cotterman den Dienst quittierte. Im Sommer wuchs das aus der Not geborene Duo dann zum Quartett, als Chris Gonzales und Dave Walsh nach der Auflösung von The Explosion eine neue Beschäftigung suchten. Frontmann Dave Hause sind Neuanfänge ohnehin nicht fremd: “Ich habe das teilweise täglich durchgemacht: Du baust dir etwas auf, hast aber immer den Drang, doch wieder alles niederzubrennen und in die andere Richtung zu gehen”, erklärt er den Albumtitel. Mit dem Debüt “Keep Your Heart” positionierte sich das einstige Trio 2006 im Fat-Wreck-Fahrwasser zwischen gefälligem Pop- und charmantem Streetpunk. Dass Richtungswechsel und Fortschrittsdenken in der Szene kritisch beäugt werden, nimmt Hause gern in Kauf. “Ich schreibe lieber auf eine Art, die ungeachtet von Genre-Etiketten absolut ehrlich ist, als zu versuchen, vorsätzlich Platten zu verkaufen.” Fünfer ins Phrasenschwein… Doch The Loved Ones dürften sich mit “Build & Burn” genug neue Freunde erspielen, die die Kosten dankend übernehmen. Jene, die nicht in Klischeefallen tappen, sondern sich als geistige Verbündete von Hot Water Music sehen und zuletzt die Herzblut-Hymnen von American Steel und The Gaslight Anthem mitgrölten. Mit Letzteren teilen The Loved Ones nicht nur den raueren Punkrock-Ton, sondern auch die neuerdings unüberhörbare Vorliebe für amerikanische Traditionalisten wie Johnny Cash und Bruce Springsteen. Die Studiogäste von den Bouncing Souls und The Hold Steady taten ihr Übriges, um für eine überaus geglückte Neubestimmung zu sorgen. Jetzt bloß nicht sofort wieder alles niederbrennen.
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Keep Your Heart
VÖ: 17.02.2006