Wer die Inspiration für sich beanspruchen kann, ein Triple-Album zu machen, das ohne wirkliches Füllmaterial auskommt, muss schon ein über die Maßen kreativer Kopf sein – und natürlich komplett wahnsinnig. Was ist los mit Stephin Merritt? Alle sozialen Kontakte vernachlässigend, sitzt er in seiner Wohnung und schüttelt einen grandiosen Popsong nach dem anderen aus dem Ärmel, die alle das Problem beklagen, keine sozialen Kontakte zu haben. Andere Themen, die hier besungen werden, sind verstorbene Sprachwissenschaftler und homosexuelle Beziehungen – aber egal, worum es geht, alle Songs werden mit einer ironisch gebrochenen Distanz vorgetragen, bei der man allerdings immer merkt, dass sie nur dazu dient, die eigene Verletzlichkeit zu kaschieren. Das stilistische Repertoire reicht von verspieltem Elektropop bis glamourösem Country-Folk, ohne dabei je beliebig zu klingen. Das Album wird von einem skelettierten Sound bestimmt, der scheinbar gänzlich ohne Bässe auskommt. Ein markanter, sich über alle drei CDs erstreckender Effekt ist die übertriebene Romantisierung von allem, was das Leben so hergibt. Gefühle werden überlebensgroß aufgeblasen, und so sollte es ja auch sein. The Magnetic Fields sind praktizierende Anglophile, denen man kaum anmerkt, dass es sich um eine amerikanische Band handelt, und konsequenterweise hagelte es in der UK-Presse bereits Jubel-Rezensionen Natürlich hätte man die besten Stücke auch auf zwei CDs unterbringen können, aber das zu behaupten ist fast so, als sagte man den Beatles, für das “White Album” hätte auch eine LP gereicht.
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