Stephin Merritt, der Mann hinter den Magnetic Fields, ist ein Romantiker vor dem Herrn. Doch was die Titel seiner Alben angeht, mag er es pragmatisch. “69 Love Songs”, das letzte Werk aus dem Jahr 1999, beinhaltete genau das: 69 Liebeslieder, verteilt auf drei CDs. Einige schwören, diese Sammlung sei das genialste Pop-Experiment aller Zeiten. Viel nickten, hörten die Platten aber nie, denn wo anfangen? Der Nachfolger heißt schlicht “i”, und – man rät es kaum – jedes Lied beginnt mit eben jenem Buchstaben. Noch besser: Die 14 Songs sind sogar alphabetisch geordnet, der Katalog geht von “I Die” bis “It’s Only Time”. Jawohl, hier machen sogar die Formalitäten Spaß. Und die Musik steht dem in nichts nach. Merritt, von Hause aus Synth-Pop-Ästhet, hat endgültig Plastik gegen Holz getauscht: Cello, Klavier und Bläser statt Keyboards. Kein Wunder, dass “i” durchgehend Wärme ausstrahlt. Über all dem Wohlklang singt Merritt mit tiefer Stimme über zuletzt erlebte Sinnkrisen. “I Wish I Had An Evil Twin” oder “I’m Tongue-Tied” gesteht uns der ewig Liebenswerte und erfindet für diese Worte Melodien, die so ans Herz gehen, wie zuletzt die Lieder von Adam Green. Sowieso: Die beiden trennen zwar rund 20 Jahre, aber sie sie vereint das seltene Talent, scheinbar mühelos ganz kurze ganz große Songs schreiben zu können. Und eine Zeile wie “Feels like December but it’s May, I’ve gone as pale as Doris Day” (aus “Is This What They Used To Call Love”) hätte sich auch auf Greens “Friends Of Mine” gut gemacht.
weitere Platten
Quickies
VÖ: 15.05.2020
50 Song Memoir
VÖ: 10.03.2017
Love At The Bottom Of The Sea
VÖ: 02.03.2012
Realism
VÖ: 29.01.2010
Distortion
VÖ: 25.01.2008
69 Love Songs
VÖ: 28.08.2000