The Mass
Perfect Picture of Wisdom and Boldness
Text: Dennis Plauk
John Coltrane nannte sein Saxofon eine Wunderwaffe, und gerade kam ein Kollege herein, der sagte, dass 6 von 7 Punkten, die er “Perfect Picture Of Wisdom & Boldness” gibt, aufs Konto des Gebläses gehen. Das ist schön und angemessen, in anderer Hinsicht aber auch ein bisschen unfair, weil es ja heißt: Ohne Saxofon wäre die zweite Mass ein schimmliges Brot Käse wert wäre. “This Is Your Final Dream” wäre dann ein verschenkter Auftakt, eben weil er zwar allerhand tongewordenen Schmutz zulässt – die gute Sorte: ein so dynamisches wie brachiales Unisono aus Gitarre, Bass und Drums plus Raubein Matt Waters am Mikrofon –, aber eben nicht des Sängers höchst willkommene Ausflüge ans Saxofon. Dabei bleibt die Mass-Musik auch in den Momenten ohne wertvoll. Freilich nicht mehr immer so aufregend und atemraubend wie auf dem Debütalbum “City Of Dis” von vorne bis hinten; nicht mehr so nah am Geiste Pattons, der (unfreiwilliger) Geburtshelfer der Vier-Köpfe-Band aus Oakland bei San Francisco ist: Obschon ungleich Song-orientierter, folgen sie Fantômas und auch den ganz frühen Yes dorthin, wo die Schulmathematik nicht weiterhilft und Grindcore, Freejazz und Kunstrock ein undurchdringbar dichtes Netz spannen, in dem sich der Verstand, der nun mal kalkuliert, verfängt. Ein Kind der Neunziger, das damals die Liebe zur “alternativen” Musik – und die zum Saxofon gleich mit – entdeckt hat, kann das so sagen: The Mass sind Dog Eat Dog in Prog. In haltbar, in clever, in gut. Und weil unsere Skala nicht weiter als 12 reicht, bekommt das Saxofon keine 6 Punkte extra. Dann stünde da unten nämlich eine 14.