The Naked And Famous
Passive Me, Aggressive You
Text: Nadine Lischick
Wenn man deren erste Single “Young Blood” hört, ist das Urteil schnell gesprochen: die neuen MGMT. Die Lücke, die das amerikanische Duo hinterließ, weil es sich den eingängigen, tanzbaren Elektro-Hits auf dem letzten Album komplett verweigert hat, füllen The Naked And Famous mit jenem Song. Doch das Debütalbum des nach einer Tricky-Zeile benannten Quintetts aus Neuseeland hat weit mehr zu bieten als nur den nächsten Indie-Disco-Hit. “Passive Me, Aggressive You” schafft es tatsächlich, einen beim Hören auf eine Reise mitzunehmen. “All Of This” und “Punching In A Dream” könnten eingängiger kaum sein. Von der Disco geht es in den gruseligen Hinterhof: Dem verzerrten “Frayed”, dem Klavier-Instrumental “Source” und dem anschließenden “The Sun” hört man unverkennbar an, dass The Naked And Famous große Fans des Nine-Inch-Nails-Albums “The Fragile” sind. Nach so vielen düsteren, industriellen Klängen wirkt die Pop-Ballade “No Way” durch den Harmoniegesang von Thom Powers und Alisa Xayalith wie eine Versöhnung – würden die beiden in wunderbarer Eintracht bloß nicht die Worte “No way, no were never gonna speak again” singen. So dauert es nicht lange, bis es in “A Wolf In A Geeks Clothing” richtig knallt: Feedback und Hall, dazu hämmernde Gitarren, die tatsächlich fast von Ministry stammen könnten. Und nach alldem tun The Naked And Famous in “Girls Like You” so, als wäre nichts passiert und hauen uns einen harmonieverliebten Refrain um die Ohren, der wie Pulp übersetzt ins Jahr 2011 klingt und einem fast Tränen in die Augen treibt. Tolles Debüt.
weitere Platten
Simple Forms
VÖ: 14.10.2016
In Rolling Waves
VÖ: 13.09.2016