Dank Regisseur Mike Mills (“Jahrhundertfrauen”) ist dieser Vergleich nicht länger ein theoretischer, sondern die Beschreibung eines Perfect-match: Eigentlich wollten die Indierocker um Frontmann Matt Berninger und die Brüderpaare Aaron und Bryce Dessner sowie Bryan und Scott Devendorf, nach ihrem siebten Studioalbum “Sleep Well Beast” eine längere Pause einlegen. Aber dann meldete sich Mills bei Berninger. Der stimmte einer Zusammenarbeit begeistert zu, die Idee zu “I Am Easy To Find”, einem kreativen Doppel aus Album und Kurzfilm, mit Vikander in der Hauptrolle, war geboren. Das Feld der Filmmusik ist für Teile der Band kein unbekanntes, vor allem Bryce Dessner zieht es seit Jahren immer wieder in die Welt der Film-Scores. Wichtigster Bestandteil eines The-National-Songs neben den filmischen Klangflächen sind die vertrackten, teils kryptischen Texte, die Berninger mit mal samtigem, mal übersteuerndem Bariton zum Leben erweckt. Auf den Songs dieser Platte holt er sich dafür Unterstützung von gleich sechs verschiedenen Sängerinnen, darunter Sharon van Etten, This Is The Kits Kate Stables und Lisa Hannigan. Schon der Opener “You Had Your Soul With You” jagt die Gitarren des Intros wie kleine Stromstöße ins Bewusstsein des Hörers. Berninger teilt sich die nagenden Zweifel in Zeilen wie I had only one thing left and I couldnt see it yet mit Gail Ann Dorsey, bekannt als Sängerin und Bassistin von David Bowie. Die schon auf dem Vorgänger “Sleep Well Beast” prominenten, aufgekratzten Rhythmen kontrastieren auch hier den flächigen Soundteppich. Im Titelsong vereint sich dann der Gesang von Berninger und Stables so stimmig, als hätte es beide schon immer nur im Doppelpack gegeben. Die große Stärke der 16 Songs besteht dann auch in dieser neuen Dynamik, die Berningers bisherige Omnipräsenz aufbricht und ihm einen teilweisen Rückzug erlaubt. “Not In Kansas” fokussiert sich zu minimalistischen Sounds dann aber wieder eindrucksvoll auf den Frontmann als wortgewandten Erzähler und lässt die Ängste und Erinnerungen eines verlorenen Sohnes in den Dialog mit sakralen Chören treten. Erst wenn am Ende jedoch die zarte Klaviermelodie von “Light Years” erklingt, ergeben die szenenartigen Bruchstücke plötzlich ein stimmiges Bild – als der Soundtrack eines ganzen Lebens, oder wie es über die Protagonistin im zugehörigen Kurzfilm heißt: The music sounded chaotic at first, but then she liked it.
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