Das beste Album der Beach Boys heißt übrigens nicht “Pet Sounds” sondern “Surf’s Up”. Es erschien 1971 und floppte grandios. Es ist ein manisches, düsteres, zerrissenes Opus mit programmatischen Titeln wie “Don’t Go Near The Water” und “‘Til I Die”. Zwölf Jahre später ertrank Dennis Wilson, der schönste Beach Boy, beim Surfen. Das alles aber nur am Rande. Denn eigentlich geht es hier um das zweite Album der New Pornographers aus Vancouver, Kanada, die vor drei Jahren für ihr Debüt “Mass Romantic” ausgiebig gelobt wurden. Die Rezensenten führten vergleichenderweise gerne die Beach Boys an, weil The New Pornographers massiv melodieselige, mehrstimmige Refrains sangen – und singen. Dass es weitergehen würde, war vorher gar nicht klar. Die sieben Musiker spielen nämlich hauptberuflich bei Bands wie Zumpano, Destroyer, Limblifter und The Evaporators, Sängerin Neko Case ist zudem in Country-Gefilden erfolgreich – die Pornographers waren nur als Nebenbei-Spaß geplant, dann aber so erfolgreich, dass es weitergehen musste. “Electric Version” ist zwar etwas geradliniger und klassischer geraten, alles in allem aber nur geringfügig anders als der kunterbunte, Laune machende Vorgänger. Drei Sänger und eine Sängerin, elegante Tempiwechsel und zwei Zehntonner voller Melodien sorgen für Bewegung und Schwung. Das ist Pop für den Baggersee und ein bisschen zu harmlos, um richtig tief zu gehen. Wir empfehlen: “Electric Version” für den Spaß am Tag, “Surf’s Up” für die Depression danach. Nur: “Electric Version” gibt’s im CD-Kaufhaus, “Surf’s Up” nur noch beim Antiquitätenhändler. Schande.
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