Angenommen, im Indie-Himmel gibt’s eine Riesensause. Die cleveren Spoon sind da, die genialen Thermals auch und The Polyphonic Spree sowieso. Und weil es im Himmel gerecht zugeht, sitzen die cleveren und genialen They Might Be Giants an der Quelle und verteilen die Schnäpse. Gegen Mitternacht sind alle blau, stellen ihre Instrumente in die Ecke und irgendeiner fragt: “Gibt’s denn da nicht eine Band, die wie wir alle zusammen klingen? Die können dann spielen, und wir saufen weiter.” Man überlegt: In Amerika wohl kaum, aber Gott sei Dank in Kanada! The New Pornographers aus Vancouver sind hibbelige Pop’n’Roller mit zehn Hooklines pro Minute. Sie sind die himmlische Indie-Supergroup aus dem friedlichen Nachbarland der USA, und “Twin Cinema” ist ihr drittes, bisher bestes Album. Ein Grund für den Sprung nach vorne dürfte sein, dass das Anarcho-Kollektiv mit AC Newman mittlerweile einen Chef hat. Daniel Bejar ist zwar noch dabei (drei Songs kommen von ihm), doch seine Band Destroyer hielt ihn davor ab, sein mal geniales, mal verstörendes Melodienkarussell öfter auf die New Pronographers zu übertragen. Der größere Zusammenhang tut der Platte gut, weil die Kurven weiter auseinanderliegen und einem nicht übel wird, wenn ein Song in drei Minuten alles durcheinander wirbelt. “The Bleeding Heart Show” und “Sing Me Spanish Techno” werden zu sonnendurchfluteten Pophymnen; “The Jessica Numbers” klingt nach Weltjugendtag mit Haschkeksen statt Oblaten; beim fabelhaften Seventies-Folker “These Are The Fables” verteidigt Sängerin Neko Case ihren Ruf als Sandy Denny der Neuzeit. Kritische Geister werden auch “Twin Camera” zu unausgegoren, zu nervös finden. Glücklich aber ist der, der in sich selbst ruht: Die Freude ist mit ihm.
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