Weinrich ist im Grunde die Doom-Version von Lemmy. Ein Posterboy für jede Biker-Braut, zutiefst charismatisch, aber auch polytoxikoman bis zur Selbstzerstörung. Deshalb reißt er regelmäßig seine Karriere und sein Privatleben mit dem eigenen Arsch ein – zuletzt in Norwegen auf Tour mit den Doom-Ikonen Saint Vitus, als er mit Chrystal Meth erwischt und sofort ausgewiesen wird, worauf The Obsessed reformierte. Wobei reformieren etwas geschönt ist, außer ihm ist keiner der alten Recken dabei. Am Sound ändert das allerdings nichts, der ist nach wie vor eine leicht psychedelische Mischung aus Biker-, Stoner-Rock und Doom Metal. Geprägt wird er von Weinrichs schamanischem Gesang, der auch mittelmäßige Songs retten kann, die es auf “Sacred “durchaus gibt. Der eröffnende Titelsong hat dagegen alles, was die Band auszeichnet: Flirrende, aber trotzdem schwere Riffs, die Atmosphäre sengender Wüste und beschwörenden Gesang – es fehlt aber ein greifbarer Refrain. Den hat das folgende “Razorwire”, allerdings einen extrem penetranten. Zusammen mit dem öden Blues “It?s Only Money” ist das der Tiefpunkt eines abwechslungsreichen Albums. Die flotten “Punk Crusher” und “Be The Night” sind der perfekte Soundtrack für fröhliche Schlägereien im Rider?s Café, “Stranger Things” fast poppig und ein klarer Hit. Der beste Song, das schwelgerische “On So Long” ist leider nur ein Bonustrack. Aber am Ende geht es darum, dass Weinrich es seit 40 Jahren schafft, sein wundes Innenleben mit Inbrunst nach außen zu kehren – mehr Soul hat harte Rockmusik selten.