The Orielles
Silver Dollar Moment
Text: Jonathan Schütz

Die Taxifahrt zum Hotel gestaltet sich im Opener “Mango” zunächst entspannt, zum Ende wird die Straße jedoch etwas rauer, wenn das Trio aus Liverpool zunächst eine Orgel in die Soundwand integriert und dann alle Instrumente dagegen fahren lässt. “Old Stuff New Stuff” zeigt anschließend die gefährliche Seite der Band: Das markante Bassriff in den Strophen verschwindet in der Bridge gänzlich und bekommt heulenden Gesang vorgesetzt. “Liminal Spaces” zieht hingegen glückliche Paare zum Schmusen auf die Tanzfläche und bekommt mit “The Sound Of Liminal Spaces” eine Nachspielzeit serviert, die den Sound von Telefonwarteschleifen einfängt, die einem den letzten Nerv rauben. Hat man es sich mit dem rockigen “I Only Bought It For The Bottle” wieder im Liegestuhl gemütlich gemacht, trübt die Zeile I see the sun in the sky and it hurts my eyes im Refrain von “48 Percent” die Stimmung kurzzeitig ein. Über fast alle Gesangsspuren legen The Orielles weiträumigen Hall oder experimentieren wie in “Sunflower Seeds” mit Rauscheffekten. Für Abwechslung sorgt dagegen der maskuline Sprechgesang in “Let Your Dog Tooth Grow”, der an Charlie Steen von Shame erinnert – ihre britische Herkunft können The Orielles trotz aller Entspanntheit wohl nicht vergessen. Das abschließende “Blue Suitcase (Disco Wrist)” wird in der Bridge von einem Riff-Schlagabtausch zwischen Bass und Gitarre dominiert, bevor der Song langsam ausklingt und die gefühlte Temperatur wieder der realen entspricht. Günstiger kann man ein Flugticket für einen Transatlantikflug jedenfalls nicht lösen, er dauert auch nur 46 entkrampfte Minuten.
weitere Platten
Tableau
VÖ: 07.10.2022
Disco Volador
VÖ: 28.02.2020