Das Rohe und die zielgerichtete Gewalt ihres weißen Blues haben Fynn Claus Grabke und Philipp Mirtschink abgelegt. Mittlerweile ergehen sich The Picturebooks in einer aufdringlichen Gefälligkeit, da sind kaum Unterschiede auszumachen zwischen One Republic oder anderweitig faltenfreier Gebrauchsmusik, mit der man auch einen Til-Schweiger-Film aufmotzen könnte. “The Hands Of Time”, “Howling Wolf” oder “Like My World Explodes” sind Pop, an dem sich niemand stört und zu dem jeder nickt. In “Electric Nights” packt das Duo auch noch den ungelenken Disco-Stampf von Muse aus. Manchmal endet so was im Formatradio irgendwo zwischen Hörerbefragung und der Staumeldung von der Autobahn – und in ein paar Jahren sagt dann jemand: Weißt du noch, dieses eine Lied, orr, ich komm nicht drauf, von dieser Band da, mit dem Vollbart?. Weit besser sind die Westfalen in “Lizard” und im Fahrwasser von Black Rebel Motorcycle Club oder im zerfahrenen Gospel-Blues von “You Cant Let Go”, bei dem auch Chrissie Hynde von den Pretenders etwas Eier und Seele beisteuert. Im Westernsong “Rain” brechen sie ihre plakative US-Romantik zumindest so weit auf, dass sie nicht ausschließlich Fallen für bärtige Mittvierziger aufstellen, die vielleicht doch noch den Motorradführerschein machen wollen, jetzt aber erstmal drüben bei Tumblr Fotos von barfüßigen Mädchen in Unterhose, Lynyrd-Skynyrd-T-Shirt und Lederjacke gucken. Wenn sie nicht aufpassen, werden The Picturebooks noch die Boss Hoss des Bluesrock und müssen dann immer im Fernsehen statt auf dem Bock sitzen.
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