The Pill
Hollywood Smile
Das schafft die Frankfurter Newcomer-Band innerhalb von 10 Songs, 20 Minuten und mit der Selbsterkenntnis: Vorgezeichnete Wege sind da, um sie elegant zu umgehen – oder zumindest eigene Samen zwischen die Pflastersteine zu streuen und zu warten, bis die Saat aufgeht.
Zugegeben, ihr Sound klingt, als wäre er frisch von der US-Westküste angespült worden, samt Henry Rollins anno 1984 im Beiboot. Wer sie allerdings auf ihre Oldschool-Einflüsse reduziert, dem sei an dieser Stelle der Wind aus den Segeln genommen: “Hollywood Smile” ist durchflutet von einer Intensität und einem DIY-Gedanken, der die Genre-Konventionen ähnlich geradlinig unterläuft wie “Pretty Buff” (2019) von Angel Du$t.
Gebot der Stunde: Draufhauen, aber bitte ohne Brachialitäts-Orgien, Shoutings und breitbeinige Macker-Posen – breitbeinig sind hier höchstens die Basslines. Lieber lassen The Pill Hardcore samt Power-Chords und rasant wechselndem Tempo durch die Hintertür herein, erteilen dem Mackertum eine Absage (“Complex”) und verteilen verbale Backpfeifen an den Polizeistaat (“Government Whore”). Durch den ausdrucksstarken Gesang und das geschliffene Songwriting von Frontfrau Sam gelingt ihnen der Spagat zwischen Tanzwut (“Parking Lot”) und Gesellschaftskritik (“Hollywood Smile”), mit dem sie ihr erstes Kapitel gebührend beschließen.
Das steckt drin: Angel Du$t, Black Flag, Death Pill