Ganze neun Alben machen die Briten mit “All The Wars” komplett, ohne dass Europa oder gar die Welt von ihnen bisher größere Notiz genommen hätte. Das muss Gründe haben. Alternativen Progrock mit einer Prise Puderzucker obendrauf findet man auch in poppigen Rush-Songs oder immer dort, wo Billy Corgan der Welt mit den Smashing Pumpkins etwas beweisen muss. Mit den ebenfalls zu Recht bemühten Muse hat “All The Wars” eine geglückte Produktion und die Wertschätzung für prägnante Gesangslinien gemeinsam. Nachdem das Album verspult bis handzahm beginnt, setzen “Build A World” und “Give It Back” die ersten Riff-Hinkelsteine in den Boden, “Absolution” lässt grüßen. Kantige Gitarren, elektronisches Synthie-Fundament und ein kräftig pumpender Bass tragen das Album im Muse-Modus so über die Halbzeit, dann schalten The Pineapple Thief mit “Someone Will Pull Me Out” um auf Radiohead. Sänger Bruce Soord navigiert wie Thom Yorke selbstgewiss durch das Tränenreich, auch in der aufgewühlten Britpop-Ballade “One More Step Away” überzeugt Soord mit seinem Trauer-Timbre. “All The Wars” beherrscht wie seine Vorgänger den Jam, eisgekühlten Prog und alles dazwischen. “Last Man Standing” und “Reaching Out” züchten Ohrwürmer – und doch gibt bei dieser Band einen Haken. The Pineapple Thief sind gewiefte Handwerker, als Kunstfälscher wären sie längst Millionäre. Rock ist da unerbittlicher. Er verlangt erkennbare Eigenidentität, die in diesem berechtigten und filigranen Rockalbum immer sehr mühselig gesucht werden muss.
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