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    The Polyphonic Spree
    The Fragile Army

    VÖ: 22.06.2007 | Label: Institute/Indigo
    Text:

    Früher hätte ihr Ministranten-Optimismus einfach alles platt gewalzt. Doch diesmal wären die Fischerchöre des Indie fast über die Selbstzweifel ihres Gotthilfs DeLaughter gestolpert.

    Immer diese nervigen Fragen: Wie bekommt man denn alle 28 Mitglieder zur gleichen Zeit in ein Studio? Schreibt ihr alle zusammen an einem Album? Gehen bei euch auch immer alle Frauen zusammen aufs Klo? Schluss damit, dachte sich Tim Delaughter und legt der ersten Auflage der neuen Platte ein Making Of des Albums auf DVD bei. Darauf sieht man, dass sich der Ringkampf um die neuen Songs um ganz andere Kernprobleme drehen, dass es keineswegs gemeinsam schunkelnd auf einem Hippie-Bauernhof zusammengekuschelt wurde, sondern sich im Anfang erstmal gegen einen massiv hadernden Chorleiter durchsetzen musste. John Congleton von The Paper Chase spielte dabei als Produzent eine zentrale Rolle. Er musste immer wieder überzeugen, wo DeLaughter längst aufgegeben hatte, brachte neue Ansätze und Kampfgeist. David Bowie war auch nicht unwichtig. Nicht, dass er selber dabei gewesen wäre, trotzdem gehört er neben den Flaming Lips und Mercury Rev zu den musikalischen Paten der Band. Und zu deren tatkräftigen Unterstützern. So erscheint es fast als königliche Gnade, dass Bowies Keyboarder Mike Garson Teil des Unternehmens werden kann. Auch wenn der Pianist selten mehr Raum als für Richard-Claydermann-Gedächtnisläufe erhält, zählt er deutlich zu den moralischen Stützen des Projekts. Egal, wie viel Pfund Kitsch seine Flügelfantasien wie Butter auf einen Apfelkuchen geklatscht werden, allein seine von Komplimenten umflorte Anwesenheit scheinen ihn zeitweilig zum Schutzpatron gegen das Scheitern zu machen. Und auch wenn der Chor die Ministrantenkluft zur ausschließlichen Zugaben-Sache erklärt und fortan schwarze Militärklamotten tragen will: Die Sache gewinnt an Fahrt, und der alte Dampfer Polyphonic Spree gewinnt an Fahrt und kann das Album noch unter Triumph in den Hafen steuern. Von den Selbstzweifeln bleibt eine Spur von Melancholie an Bord, die allerdings wie ein exotisches Gewürz nie überlagert, sondern eine weitere Ebene einzieht. Diese Armee ist nicht stoisch, naiv oder blindwütig, sie ist zerbrechlich und wider besseren Wissens optimistisch. Das wiederum gibt dem Album eine Eindringlichkeit wie auf einer der Welt zugewandten Mission. Die DVD hat ihr Happy End, und wir können uns daran laben.

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